Pressemitteilung

19.10.2023

BVK im Dialog mit Prof. Armin Nassehi: Gibt es Zukunftskompetenz? Megatrends der Zukunft und ihre Herausforderung für heute

Armin Nassehi bei seinem Vortrag bei "BVK im Dialog". Copyright: Fabian Vogl

Am 18. Oktober 2023 fand die Veranstaltung „BVK im Dialog“ der Bayerischen Versorgungskammer (BVK) mit rund 130 Gästen aus Gremien, Verbänden, Aufsicht, Politik und Wirtschaft statt – mit Armin Nassehi, Professor für Soziologie an der LMU München, als Keynote-Speaker.

BVK-Vorstandsvorsitzender Axel Uttenreuther führte in seiner Begrüßung an, dass die Welt sich in einem beispiellosen Tempo entwickle und Digitalisierung, Automatisierung und die Auswirkungen der globalen Pandemie die Arbeitswelt transformiert haben – und dass diese Veränderungen auch bei der Bayerischen Versorgungskammer spürbar seien. Die BVK könne aber eine Vielzahl an Initiativen, Projekten und Programmen vorweisen, die sie befähige, heutige und zukünftige Herausforderungen gut zu meistern, sie wird auch in Zukunft solide und sicher aufgestellt sein.

Im Zentrum des Vortrages von Armin Nassehi stand die Frage, was es überhaupt bedeutet, mit heutigen Kriterien über die Zukunft nachzudenken. In der Gegenwart verdichten sich Veränderungen: Unsicherheiten steigen in allen Bereichen, es gibt einen hohen Vernetzungsgrad aller Gesellschaften, die Sichtbarkeit ist gestiegen. Wir erleben zurzeit überall in der Welt gesellschaftliche Aufruhren, obwohl viele Dinge viel besser als früher funktionieren – beispielsweise die Weltarmut, die wir intensiver wahrnehmen, obwohl sie im Vergleich zu früheren Zeiten gesunken ist. Da aber alles sichtbarer ist, ist auch die Aufregung größer als früher.

Armin Nassehi nannte als großen Zukunftstrend die Neuordnung von Vertrauen. Bei zunehmenden Fällen von „Deepfakes“ wird die Frage, wem oder was wir vertrauen, zentral. Die Welt wird immer komplizierter, die Corona-Pandemie hat uns beispielsweise gezeigt, wie fragil Wissen ist. Wissenschaft muss immer mehr mit Nicht-Wissen umgehen. Auch werden sich Arbeitswelten und Arbeitsformen verändern, was erhebliche Auswirkungen auf die Sozial- und Wirtschaftspolitik haben wird. Der Beitrag eines Einzelnen zur Wertschöpfung wird in Zukunft nicht mehr so einfach zuzuordnen sein. Künstliche Intelligenz stellt ein großes Potential dar – aber auch ein Verunsicherungspotential, wie diese Systeme, beispielsweise ChatGPT, funktionieren.

Armin Nassehi erörterte zudem Zielkonflikte und Dilemmata, er führte als Beispiel an: „Wir schwören uns gerne auf kollektive Herausforderungen ein, wie z.B. den Klimawandel – aber die Gesellschaft ist kein Kollektiv und wird es auch nicht werden, wenn wir es beschwören.“ Er ging auch auf die demografische Entwicklung in Deutschland ein und benannte die Migrations- und Bildungspolitik als Konfliktpotential und Herausforderung für die Demokratie. Er schloss seinen Vortrag mit der Beantwortung der Frage, was Zukunftskompetenz ist: Vernetzte Beobachter quer zu bestehenden Strukturen.

 

Über Armin Nassehi:

Armin Nassehi ist Professor für Soziologie an der LMU München. Als Wissenschaftler erforscht er, wie in komplexen Situationen Entscheidungen generiert werden und wie unterschiedliche Perspektiven der Gesellschaft in Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Medien und Kultur aufeinandertreffen. Auf Unternehmens-veranstaltungen hinterfragt er als Keynote- oder Dinner-Speaker Phänomene unserer Arbeitswelt und öffnet seinen Zuhörerinnen und Zuhörern die Augen für neue Sichtweisen. Er ist Vorstandsmitglied des Münchner Kompetenzzentrums Ethik (MKE).

Armin Nassehi wurde 1960 in Tübingen geboren und ist in München, Landshut, Teheran und Gelsenkirchen aufgewachsen. Er studierte Erziehungswissenschaften, Philosophie und Soziologie in Münster und Hagen. 1992 promovierte er zum Dr. phil. in Soziologie, 1994 habilitierte er sich und wurde Oberassistent und Privatdozent an der Universität Münster. Von 1997 bis 1998 hatte Armin Nassehi Lehrstuhlvertretungen an den Universitäten München und Münster inne, bevor er 1998 auf den Lehrstuhl für Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München berufen wurde.

 

Über BVK im Dialog:

Mit ihrer Veranstaltungsreihe „BVK im Dialog“ lädt die Bayerische Versorgungskammer seit 2002 jährlich ihre Gremienmitglieder sowie Vertreter aus Verbänden, Aufsicht, Verwaltung, Politik und Wirtschaft ein, um unter dem „Dach der BVK" Gelegenheit zum fachorientierten Meinungsaustausch zu geben. Den Auftakt der Veranstaltung bildet ein Vortrag eines prominenten Keynote-Speakers. Zu den bisherigen Rednerinnen und Rednern gehörten Ilse Aigner, Friedrich Merz, der Dirigent Prof. Dr. Johann Mösenbichler, Risikoforscher Dr. Gerd Gigerenzer und Zukunftsforscher Matthias Horx.

 

 Über die Bayerische Versorgungskammer:

Als größte öffentlich-rechtliche Versorgungsgruppe Deutschlands ist die Bayerische Versorgungskammer ein Dienstleistungs- und Kompetenzzentrum für berufsständische und kommunale Altersversorgung. Sie führt die Geschäfte von zwölf rechtlich selbständigen berufsständischen und kommunalen Altersversorgungseinrichtungen mit insgesamt rund 2,5 Mio. Versicherten und Versorgungsempfängern,
ca. 5,5 Mrd. € jährlichen Beitrags- und Umlageeinnahmen und rund 4,1 Mrd. € jährlichen Rentenzahlungen. Sie managt für alle Einrichtungen zusammen ein Kapitalanlagevolumen von derzeit rund 106,8 Mrd. € (Marktwert). Die Bayerische Versorgungskammer beschäftigt rund 1.490 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ist seit 2010 Unterzeichner der Charta der Vielfalt, seit 2011 Unterzeichner der UN-Prinzipien für verantwortungsvolles Investment (PRI) und seit Februar 2017 Unterzeichner des Memorandums für Frauen in Führung. Sie ist im März 2020 Mitglied bei der Global Real Estate Sustainability Benchmark (GRESB) geworden und im Mai 2021 der Net-Zero Asset Owner Alliance beigetreten.

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