News

29.10.2025

„BVK im Dialog“ mit Dr. Benedikt Franke und Ingo Mainert: „USA – quo vadis?“

Ingo Mainert, Axel Uttenreuther unbd Dr. Benedikt Franke bei "BVK im Dialog". Copyright: Fabian Vogl

Mit rund 110 Gästen fand am 21.10.2025 im arabeska in München bereits zum 19. Mal „BVK im Dialog“ statt. Mit der Veranstaltungsreihe lädt die Bayerische Versorgungskammer jährlich ihre Gremienmitglieder sowie Vertreter aus Verbänden, Aufsicht, Verwaltung, Politik und Wirtschaft zum fachorientierten Meinungsaustausch ein. In diesem Jahr konnten gleich zwei hochrangige Referenten gewonnen werden: Dr. Benedikt Franke, Stellvertretender Vorsitzender und CEO der Münchner Sicherheitskonferenz, und Ingo Mainert, Managing Director und CIO Multi Asset Core von Allianz Global Investors.

Axel Uttenreuther, Vorstandsvorsitzender der BVK, betonte in seiner Begrüßung, wie wichtig es sei, über den Tellerrand – in dem Fall über den Atlantik – hinauszuschauen. Da man die Entwicklung in den USA sowohl aus sicherheitspolitischer als auch volkswirtschaftlicher Sicht betrachten wolle, freue er sich, dass beide Bereiche unter dem Motto „USA – quo vadis?“ von zwei Top-Referenten beleuchtet würden.

Resilienzdebatte durch externen Druck

Dr. Benedikt Franke erläuterte in seinem Vortrag anhand von drei Punkten, inwiefern das internationale Handeln von Donald Trump auch Impulse für Deutschland und Europa gesetzt habe.

Erstens, so Franke, habe Trumps wiederholte Forderung nach einer gerechteren Lastenverteilung innerhalb der NATO eine überfällige Diskussion über europäische Eigenverantwortung angestoßen. Deutschland habe zwar seit Jahren zugesagt, höhere Beiträge zur gemeinsamen Sicherheit zu leisten – erst der Druck Trumps habe jedoch zu konkreteren Schritten geführt.

Zweitens betonte Franke, dass Trumps konfrontative und teils disruptive Vorgehensweise auf der internationalen Bühne bestehende Strukturen aufgebrochen und Bewegung in festgefahrene geopolitische Konstellationen gebracht habe. So sei etwa der aktuelle Gaza-Friedensplan sicher nicht frei von Kritik, biete aber neue Ansätze, die über frühere europäische Initiativen hinausgingen.

Drittens habe Trumps Politik Deutschland dazu veranlasst, eigene Abhängigkeiten und Partnerschaften neu zu bewerten – nicht nur gegenüber Russland und China, sondern auch im technologischen und wirtschaftlichen Verhältnis zu den USA. Ohne diesen externen Druck wäre eine breitere Resilienzdebatte in Deutschland womöglich nicht entstanden.

Wachstumshemmende Wirtschaftspolitik

Ingo Mainert führte zu Beginn seines Vortrags aus, dass seines Erachtens der US-amerikanische Kapitalmarkt in den vergangenen 30 oder 40 Jahren vor allem von zwei Begrifflichkeiten geprägt gewesen sei: „amerikanischer Exzeptionalismus“ und „sicherer Hafen“.

So sei die USA beispielsweise die Jahre nach Corona die einzig große Volkswirtschaft gewesen, die über Potenzial über drei Prozent gewachsen sei. Wann immer die Welt unsicherer geworden sei, wären Kapitalströme, auch aufgrund dieser hervorgehobenen Stellung, in den „sicheren Hafen“ der USA geflossen.

Die heutige „Trumponomics“, also die Wirtschaftspolitik unter Donald Trump, richte sich hingegen nach vier Begriffen aus: Deregulierung, niedrige Steuern, restriktive Einwanderungspolitik und Zölle. Insbesondere aufgrund der beiden letztgenannten Begriffe würde sich 2026 und 2027 für das Wirtschaftsbild in den USA eine Stagflation abzeichnen, also eine hohe Inflation und eine wirtschaftliche Stagnation. Denn Zölle und der mit der Einwanderungspolitik einhergehende Fachkräftemangel würden sich wachstumshemmend und preiserhöhend auswirken.

Aufgrund der ausufernden Staatsverschuldung läge der Zinsausgabeposten bereits heute über den Militärausgaben. Und in der Wirtschaftswissenschaft gäbe es laut Mainert die These, dass Länder ihre dominante Position verlieren, wenn sie mehr für die Zinsen als für das Militär ausgeben. Mainert rechnet zudem mit einer, wenn auch langsamen, Abwertung des Dollars.

Dies alles werde dazu führen, dass die Dominanz der USA am Kapitalmarkt abnehmen werde. Und wie Franke im Hinblick auf die Sicherheitspolitik, so sieht auch Mainert volkswirtschaftlich Deutschland ein Stück weit mehr in die Emanzipation gezwungen.

 

Über Dr. Benedikt Franke

Benedikt Franke ist stellvertretender Vorsitzender und Chief Executive Officer der Münchner Sicherheitskonferenz. Damit ist er verantwortlich für das Tagesgeschäft der Organisation wie auch für die strategische Weiterentwicklung ihrer Formate und Aktivitäten.   

Vor seiner Tätigkeit bei der MSC war er Beauftragter für strategische Angelegenheiten der Christlich- Sozialen Union (CSU) und Teil des inneren Wahlkampfteams der erfolgreichen Kommunal-, Landes- und Bundestagswahlen 2013.   

Zuvor war er als persönlicher Referent des ehemaligen Generalsekretärs der Vereinten Nationen und Nobelpreisträgers Kofi Annan tätig.   

Benedikt Franke besitzt einen Doktor der University of Cambridge und einen Master-Abschluss der Johns Hopkins University School of Advanced International Studies (SAIS). Er veröffentlicht regelmäßig zu außen- und sicherheitspolitischen Themen. In seiner (begrenzten) Freizeit ist er als Sonderbotschafter des Souveränen Malteser Ordens aktiv.

Über Ingo Mainert

Ingo Mainert ist Managing Director und CIO Multi Asset Core von Allianz Global Investors. Er ist Mitglied der Geschäftsführung der Allianz Global Investors GmbH.  

Mainert begann seine berufliche Laufbahn 1988 in der Commerzbank AG, wo er nach einer Wertpapier-Traineeausbildung als Kapitalmarktanalyst startete und später u. a. Aufgaben im Asset Management als Chefvolkswirt und Leiter Balanced Portfoliomanagement wahrnahm. Von 2004 bis 2008 war er Leiter der Vermögensverwaltung. Gleichzeitig verantwortete er ab 2006 als geschäftsführender CIO das gesamte Portfolio Management der cominvest, die 2009 im Zuge der Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank in Allianz Global Investors aufging.  

Ingo Mainert studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität Frankfurt. Er ist Diplom Kaufmann und zertifizierter Investmentanalyst (DVFA). Als stellvertretender Vorstandsvorsitzender vertritt er die Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA). Er sitzt zudem im Issuer Market Advisory Committee (IMAC) der Deutschen Börse AG und im Kuratorium des Institutes für Bank- und Finanzgeschichte (IBF).

zurück